Zertifizierte Versorgung von Mesotheliomerkrankten
Die DGD Lungenklinik Hemer gehört zu den ersten Kliniken in Deutschland, die seit Juli 2009 als spezialisiertes Lungenkrebszentrum der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG) zertifiziert worden sind. Im Rahmen der Zertifizierung unseres Lungenkrebszentrums wurde auch die Mesotheliomeinheit Hemer zertifiziert.
Mesotheliome sind seltene Tumorerkrankungen, die überwiegend das Rippenfell (Pleura) betreffen. Auch wenn der Einsatz von Asbest in der Europäischen Union seit Jahrzenten verboten ist, wird die Erkrankung bis zu 90 Prozent durch den beruflichen Kontakt mit Asbest verursacht. In Deutschland sind jährlich noch immer etwa 1.500 Menschen betroffen, auch wenn der Asbestkontakt schon Jahre oder Jahrzehnte zurückliegt.
Die Deutsche Krebsgesellschaft (DKG) stellt die Diagnostik und Therapie des Pleuramesothelioms als eine große Herausforderung dar und setzt sich daher für eine bestmögliche Versorgung betroffener Patientinnen und Patienten ein. In Zusammenarbeit mit der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung e.V. (DGUV) hat die DKG Qualitätsanforderungen erarbeitet, die es zertifizierten Lungenkrebszentren wie der Lungenklinik ermöglicht, sich als sogenannte Mesotheliomeinheiten anerkennen zu lassen und somit die Versorgungsstandards für betroffene Patienten zu verbessern. Zu den besonderen Anforderungen für Mesotheliomeinheiten zählen unter anderem eine Mindestfallzahl, die Möglichkeit zur Studienteilnahme sowie eine spezielle Mesotheliomsprechstunde.
In der Lungenklinik werden Patienten mit bösartigen Rippenfellerkrankungen (sog. Pleuramesotheliom) mit der interdisziplinären Expertise behandelt. Von operativen Eingriffen zur Symptomlinderung (Ergussentlastung und Verklebung) über limitierte Tumorresektionen bis zu ausgedehnten radikalen zytoreduktiven Operationen bietet die thoraxchirurgische Abteilung das gesamte Behandlungsspektrum inklusive der intraoperativen Chemotherapieanwendung (HITOC) an. Immer in enger Absprache mit Onkologen, Strahlentherapeuten und Palliativmedizinern. Für einen ersten Kontakt bietet sich die Mesotheliomsprechstunde an, in der die notwendige Diagnostik und Befunderhebung bereits geplant werden kann, um dann eine optimale Therapieentscheidung zu ermöglichen.
Bei der Diagnostik der Mesotheliomerkrankungen nimmt die unmittelbare Zusammenarbeit der Lungenklinik mit dem Deutschen Mesotheliomregister unter Leitung von Prof. Dr. med. Andrea Tannapfel am Institut für Pathologie der Ruhr-Universität Bochum eine besondere Stellung ein. Als nationales und internationales Referenzzentrum verfügt das Deutsche Mesotheliomregister über besonders viel Erfahrung und Übung in der sicheren Mesotheliomdiagnose. Mitarbeitende aus der Bochumer Pathologie nehmen regelmäßig an den Tumorkonferenzen der Lungenklinik teil und unterstützen damit eine hochwertige Diagnostik und Therapieplanung.
Chefärztin Onkologie & Onkologische Palliativmedizin
Prof. Dr. med. Anke Reinacher-Schick
Leitender Arzt Onkologie & Onkologische Palliativmedizin
PD Dr. med. Karsten Schulmann
Chefarzt Thoraxchirurgie
PD Dr. med. Stefan Welter
Operative Therapie des Pleuramesothelioms: Pleurodese zur Ergussbehandlung, (erweiterte) Pleurektomie /Dekortication als maximal zytoreduktive Therapie, Ergänzung durch HITOC im Einzelfall, falls erforderlich, auch erweiterte Tumorresektionen
Systemtherapie des Pleuramesothelioms: Kombinierte Chemotherapie, kombinierte Chemo-Immuntherapie, kombinierte Immuntherapie nach Krankheitsstadium und Verträglichkeit
Strahlentherapie des Pleuramesothelioms: Umschriebene Rezidivlokalisationen oder schmerzhafte Läsionen, im Einzelfall auch Operationsnarben oder Drainagekanäle können zur Beschwerdelinderung bestrahlt werden.
Mesotheliomsprechstunde
Thoraxchirurgie
Thoraxchirurgische Ambulanz
Di 9.00-12.00 Uhr und nach Vereinbarung
Telefon: +49 2372 908-2241
E-Mail: chirurgie@lkhemer.de
Thorakale Onkologie
Pneumologische/Onkologische Ambulanz
Nach Vereinbarung
Telefon: +49 2372 908-2206
E-Mail: pneuambulanz@lkhemer.de
Wir sind für Sie da
Infos für Ärztinnen & Ärzte
Das Pleuramesotheliom ist weiterhin eine Erkrankung mit eingeschränkter Prognose. Für die Erstdiagnose sind thorakoskopisch gewonnene Pleuraproben essentiell. Sofern ein kurativ intendierter Therapieansatz in Frage kommt, wird das Staging mittels PET-CT und EBUS-TBNA ggf. Mediastinoskopie und ggf. MRT ergänzt. Auch die Funktionsdiagnostik ist wichtig, um die Zumutbarkeit größerer operativer Eingriffe zu klären. Alle kurativ- und palliativ intendierten chirurgischen, onkologischen und strahlentherapeutischen Therapieoptionen werden angeboten. Die Patienten werden von einem Schmerztherapeuten, vom Sozialdienst, Physiotherapie und durch die Psychoonkologie bestens unterstützt.
Studien
Operierte Patienten werden im Pleuratumorregister der DGT erfasst. Aktuell keine Therapiestudien. Bei Verfügbarkeit werden zeitnah Studien initiiert.